Die Gnaouamusik stammt ursprünglich aus Senegal,
Sudan und Ghana. Sie wurde damals von schwarzen Sklaven mitgebracht.
Deren ekstatische Tänze haben eine Ähnlichkeit zum Voodookult.
Die Gnaouarituale können nach volkstümlichen Glauben Krankheiten
heilen und "baraka" übertragen.
Die Gnaua von Essaouira sind verschiedenen
Ursprungs. Schon im 16.Jh wurden sudanesische Sklaven in das Gebiet
der Haha gebracht, von denen die berberisch sprechenden Gnaoua der
Region abstammen. Später, etwa 1760, brachte der Sultan Sidi Mohammed
Ben Abdellah zum Bau des Hafens und der Medina eine große Anzahl
schwarze Bauarbeiter und einen Teil der Schwarzen Garde nach
Essaouira. Essaouira war lange Zeit einer der großen Häfen Marokkos,
er wurde "Hafen von Timbouktou" genannt, denn hierher brachten die
Karawanen aus Schwarzafrika die für den europäischen Markt bestimmten
Waren. Diese Karawanen führten auch Sklaven mit, die hier verkauft
wurden. Die Lieder der Gnaoua erzählen von dem schmerzvollen Zug durch
die Sahara und ihren Leiden in der Sklaverei (Ouled Banbara).
Ein Teil der Gnaoua von Essaouira stammt auch von den Senegalesen der
Kolonialzeit ab.
Die Brüderschaften der Gnaoua setzen sich in ganz
Marokko zusammen aus dem Meister (Maâllem), den Musikern, die
die guenbri (eine Art Laute mit drei Saiten), die qrâqeb
( metallene Kastagnetten) und die tabal (Trommel) spielen,
den chouafat (Seherinnen), den Medien und den Anhängern.
Zusammen zelebrieren sie die Lila, eine rituelle Nacht mit
Opfern, zeremonieller Mahlzeit , einem Umzug mit Kastagnetten und
Trommeln, gefolgt von rhythmischen Tänzen und Gesängen zur guenbri und
den qrâqeb, deren erster Teil profan ist und
in dem die Geschichte der Ahnen (Oulad Bambara - Kinder der
Banbara) besungen werden und die Kastagnettenspieler ihre tänzerischen
Fähigkeiten vorführen.
Der sakrale Teil der Nacht steigert sich bis zur Erreichung der Trance
und der rituellen Possession.
Die Lila wird von der Brüderschaft zu bestimmten Gelegenheiten
abgehalten, aber häufig werden die Gnaoua auch von Privatpersonen zu
therapeutischen Zwecken engagiert oder um "Baraka" zu erlangen.
Heutzutage werden die Gnaoua jedoch oft zu musikalischen Nächten ohne
Trance (ksara) engagiert; das Erlebnis einer solchen Nacht
ist unvergesslich. Das Foto wurde bei einer ksara
aufgenommen.
Seit die Gnaouamusik weltweit Beachtung gefunden hat, sind moderne
Elemente hineingemischt worden, der Stil ist freier geworden, ohne
jedoch seine Tradition zu verleugnen. Dies wird auch beim Gnaoua -
Festival deutlich.